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Besuch des P-Seminars “Armut in Coburg” im sozialen Kaufhaus “Echt Herzlich”

Ein Kaufhaus, bei dem die Kunden schon fünf Stunden vor Ladenöffnung vor der Tür stehen, um Waren kaufen zu können. Für viele nicht vorstellbar, doch ein solches Kaufhaus gibt es in Coburg, das „Echt Herzlich“ am Heimatring.    Aber was ist ein soziales Kaufhaus eigentlich und wie genau kann man sich so etwas vorstellen?   Um genau diese Frage zu klären, haben wir, das P-Seminar Politik und Gesellschaft dem Kaufhaus einen Besuch abgestattet.   Wir sind nach dem Unterricht zum Heimatring gelaufen, um uns mit Frau Kammerscheid, der Leiterin des Kaufhauses, und einer ihrer Mitarbeiterinnen zu treffen. Man merkte ihr sofort an, mit welch einem Herzblut  sie ihr Kaufhaus leitet.    Ersichtlich ist dies auch bei ihrem Mitarbeiterstab, welcher zum größten Teil aus Ehrenamtlichen, Ein-Euro- Jobbern oder sogar Personen, die vom Gericht zu Sozialstunden verurteilt wurden und zwei Festangestellten besteht. Die Aufgaben der Mitarbeiter sind zum Beispiel das Sortieren, Kontrollieren und Kassieren der Waren, welche zum großen Teil aus Spenden von Privatleuten bestehen. Dazu kommen noch ein paar Spenden von Geschäften mit Sachen, die sich nicht verkaufen konnten. Da stellt sich die Frage, wie sich ein solches Kaufhaus finanziert, schließlich muss das Kaufhaus circa 7000€ im Monat erwirtschaften, um Miete, laufende Kosten und Mitarbeiter zu finanzieren und das bei Preisen wie 10 bis 50 Cent für eine Jeans oder 10€ für einen Flachbildfernseher. Die Antwort ist: die Masse macht’s. Aktuell hat das Echt Herzlich circa 7500 registrierte Kunden. Die Kunden des „Echt Herzlich“ sind vor allem Geringverdiener, Studenten, Flüchtlinge und Rentner. Dennoch steht auch das Echt Herzlich vor Problemen: Durch stetiges Wachstum von ca. 30 bis 40 Kunden pro Woche werden die Waren knapper, vor allem in der Herrenabteilung. Außerdem gab es auch schon Auseinandersetzungen zwischen Mitarbeitern oder auch den Kunden.   Zusammenfassend kann man sagen, dass Frau Kammerscheid und ihre Mitarbeiter das „Echt Herzlich“ mit Herz, Leib und Seele als Berufung sehen und sich für bedürftige Menschen stark einsetzen. Die Vorsitzende berichtete von 70 bis 80 Arbeitsstunden in der Woche in arbeitsreichen Zeiten. Was sie aber immer wieder betonte, ist die dringende Notwendigkeit auf die Armut in Coburg aufmerksam zu machen. Denn die Armut ist im reichen Coburg deutlich größer als man vermuten mag.  

Erik Matthes, Nils Rössler

Anmeldezeitraum für die neue 5. Jahrgangsstufe: 06. bis 10. Mai 2024. Genauere Informationen (Formulare, notwendige Unterlagen) finden Sie hier!