Zum Abschluss der Unterrichtseinheit ,,Zeitung”, in der wir drei Wochen lang mit dem Coburger Tageblatt und 6 Wochen mit der Online-Ausgabe der ,,Zeit” beliefert wurden, besuchte am 29. Januar 2025 Christiane Lehmann, eine Zeitungsredakteurin vom Coburger Tageblatt, auf Einladung von Frau Stenzel die Klasse 8a des Ernestinums.
Sie berichtete uns von ihrem Berufsalltag und beantwortete unsere zahlreichen, im Unterricht erarbeiteten Fragen. Frau Lehmann meinte, dass man für das Schreiben eines Artikels circa 30 Minuten bis zwei Stunden benötigt. Dies hängt von der Komplexität des Artikels ab. Zusätzlich brauche man weitere 30 Minuten zum Verfeinern, da die meisten Artikel zuerst online erscheinen und mithilfe bestimmter „key words“ und Zwischenüberschriften dafür gesorgt werden muss, dass diese auch gefunden werden können. Beim Coburger Tageblatt gibt es zwölf Journalisten, die am Verfassen der Zeitung arbeiten. Um Journalist zu werden, braucht man normalerweise ein abgeschlossenes Studium, erzählte Frau Lehmann. Dabei ist es allerdings nicht wichtig, ob man Journalismus, Biologie oder etwas anderes studiert, da man in diesem Thema dann ein gutes Zusatzwissen hat. Die Anzahl der Ausgaben vom Coburger Tageblatt umfasst circa 15.000 Exemplare pro Tag. Frau Lehmann wies die Klasse 8a auf ein Problem von Online-Zeitungen hin. Das Lesen eines Online-Artikels des Coburger Tageblatts kostet beispielsweise einen Euro. Im Gegensatz dazu sind viele Informationen im Internet und anderen digitalen Medien gratis. Deshalb bezahlen nur wenige Personen Geld für Internet-Zeitungen. Im Internet gibt es allerdings auch die Probleme von möglichen Fake News. Dieses Problem entsteht bei Online-Zeitungen nicht. Es gibt, laut Frau Lehmann, keine ehrlichere Zeitung als Lokalzeitungen, da Lokaljournalisten bei vielen Ereignissen, wie etwa Stadtratssitzungen, „live“ dabei sind und es sich auch, um den Ruf der Zeitung und auch ihren eigenen nicht zu schädigen, nicht erlauben können falsche Informationen zu verbreiten.
Auf die Frage nach den Verdienstmöglichkeiten erläuterte Frau Lehmann, dass man zu Berufsbeginn während des Volontariats monatlich circa 2000 Euro brutto verdient. Auch später sei der spätere Verdienst zwar nicht immens, aber dennoch in Ordnung. Das gehe auf die Entstehung des Journalismus in Frankreich zurück: Falls man zu wenig verdienen sollte, würde nämlich die Gefahr von Bestechung entstehen, teilte die Journalistin mit.
Weitere Fragen, wie nach ihre Lieblingsthemen (Schicksalsgeschichten und Geschichten über das Handwerk) und ihren aktuellen lokalen Themen (z.B. Neubau des Aquaria, Streit um die Kindergartenplätze in Ebersdorf) beantwortete Frau Lehmann umfassend und anekdotenreich. Auf die Frage „Welche Anforderungen bringt der Beruf mit sich?“, gab sie folgende Antwort: Man muss neugierig sein und Menschen mögen! Das sei besonders bei Recherchen für Reportagen ausschlaggebend, damit die Menschen sich ihr gegenüber öffnen und sie an ihren Geschichten teilhaben lassen. Auch eine gewisse Lust am Schreiben und Sprachgefühl seien natürlich wichtig.
Zum konkreten Ablauf beim Enstehen der Tageszeitung erklärte sie, dass bei der Redaktionskonferenz entschieden wird, welche Artikel in der Zeitung des nächsten Tages erscheinen. Für das Coburger Tageblatt werden die überregionalen Texte in Bamberg erstellt, wie zum Beispiel der Sportteil oder der Zeitungsteil „Blick nach Franken“. Außerdem wird täglich festgelegt, welche Themen auf welcher Zeitungsseite platziert werden. So erscheint auf der dritten Seite stets ein Thema von höchstem Interesse, welches die Coburger Editorin in Absprache mit der Bamberger Chefredation festlegt. Außerdem verständigt man sich auf das Titelblatt. Bei der Online-Zeitung werden die neuen Inhalte in sogenannten Slots veröffentlicht, welche zu unterschiedlichen Zeiten erscheinen. Zum Beispiel braucht man am Morgen eher informative Artikel, erklärte Frau Lehmann. Die häufigsten negativen Nachrichten, die ein Journalist verfassen muss, sind laut Frau Lehmann Polizeimeldungen oder Unfälle. Als Zeitungsredakteur versucht man aber immer die guten Nachrichten zu finden, da im Radio oder anderen Medien meist schlechte Nachrichten verbreitet werden. Als Journalist bekommt man meist keine Themen vorgegeben, sondern muss sich diese selbst suchen. Interessant wurde es auch, als sie vom Umgang mit Künstlicher Intelligenz berichtete, da sie erst kürzlich zu diesem Thema fortgebildet wurde. Die KI wird eine immer größere Rolle spielen und viele Kolleginnen und Kollegen von ihr verwenden diese beispielswiese zum Umarbeiten von zugesendeten Artikeln. Alle von Journalisten verfassten Texte, die ausführlich recherchiert wurden, werden demnach in Zukunft noch wertvoller werden.
Zum Abschluss berichtete sie noch von den Höhepunkten ihres journalistischen Werdegangs, z.B. ihrer spannenden Anfangszeit als junge Redateurin, als sie nach der Wiedervereinigung beim Aufbau der freien Presse in Sonneberg mitwirkte oder ihren Recherchen über die Abiturnoten am Casimirianum, für die sie mit einem Pressepreis ausgezeichnet wurde.
Die Klasse 8a bedankte sich bei Frau Lehmann für den interessanten Einblick in den Alltag einer Zeitungsredakteurin mit einem Applaus!
Text: Lukas Götz, K. Stenzel (Ergänzungen)
Fotos: K. Stenzel (mit Einwilligung durch Frau Lehmann)